Wortklaubereien zum Impfthema

Jan 28, 2021Wortklauberei0 comments

Rätselhaft, dieses Inserat der Initiative Österreich impft. Prinzipiell gut formuliert, denn es ist von „Personal, Personen, Menschen und der Bevölkerung“ die Rede – also alles Begriffe, wo Menschen jedes Geschlechts eingeschlossen sind. Doch: Schau genau! Denn ein kleiner Fehler hat sich eingeschlichen!

Preisfrage: Wann sind die Bewohnerinnen in Alten- und Pflegeheimen dran?

Impf-Inserat zu Corona

Inserat im Salzburger Stadtblatt Ausgabe 03/2021

Tja, da gibt es jetzt zwei Möglichkeiten – je nachdem, ob man vom generischen Maskulin (die männliche Plural-Bedeutung steht für alle) oder vom grammatikalischen Geschlecht (Bewohner sind nur Männer) ausgeht. Im ersten Fall in Phase 1, im zweiten Fall erst in Phase 2 – denn ältere Menschen sind ja die Bewohnerinnen allemal!

Gar nicht so einfach, in Zeiten wie diesen! Viele Medien schreiben schon geschlechtersensibel, und auch dieses Inserat macht es sehr geschickt. Umso mehr muss man dann bei ausschließlich männlichen Pluralformen nachdenken, wer tatsächlich gemeint ist. Auf den Punkt gebracht hat es für mich unlängst der Twitter-Nutzer Schlerwus mit seinem Post:

Tweet über gegenderte Texte

Screenshot vom 15.01.2021

Spritzenpolitiker und Bürgermeister

Das bringt mich gleich zum nächsten Thema im Corona-Impfkarussell: Die Aufregung rund um die Ortskaiser, die am Impfplan vorbei zur ersehnten Spritze gekommen sind. Hier las man ausschließlich von Politikern, Bürgermeistern, Ortschefs und von „örtlicher Prominenz“, manchmal von Seelsorgern. Ok, bei Seelsorgern im katholischen Kontext lasse ich mir einreden, dass eher Männer gemeint sind. Bei allen anderen: fraglich! Denn es soll ja durchaus – wenn auch wenige – Bürgermeisterinnen im wunderschönen Österreich geben! Im Zweifelsfall könnte man jetzt einfach mal das grammatikalische Geschlecht vermuten und sagen – typisch männlich…?

Und die Moral von der Wortklauberei?

Wenn man so schreibt, dass klar ist, wen man meint, gibt’s auch keine Missverständnisse und Menschen, die sich ausgeschlossen fühlen. Also – was hindert uns daran? Und übrigens… als VielfaltsAgentin biete ich auch Diversity-Check und Shitstorm-Prävention für Text, Bild und Kampagnen an 🙂

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