Vanessa Spanbauer – Verfechterin des Perspektivenwechsels

Juli 1, 2021Personen und Persönlichkeiten0 Kommentare

Wieder eine tolle Frau, die ich für die Salzburger Straßenzeitung Apropos interviewen durfte! Vanessa Spanbauer ist 29, Journalistin und Historikerin, und lebt in Wien. Sie setzt sich in zahlreichen Projekten gegen Rassismus und Diskriminierung ein und berichtet über die Situation Schwarzer Menschen in Österreich. Im Interview erzählte sie mir zum Beispiel von der Initiative „Advancing Equality Within the Austrian School System“, in der heimische Schulbücher auf rassistische Texte und Darstellungen untersucht werden. Ebenso ist sie als ehemalige Chefredakteurin sehr eng mit dem Magazin „fresh – Black Austrian Livestyle“ verbunden, das demnächst eine Ausgabe zum Thema „Black Lives Matter“ herausbringt.

Perspektivenwechsel als Schlüssel zur Veränderung

Was Vanessa Spanbauer im Interview immer wieder betont, ist die Notwendigkeit des Perspektivenwechsels: Sie möchte Menschen ermutigen neue Geschichten, Wirklichkeiten und Ansichten wahrzunehmen und anzuhören. Denn das ist der erste Schritt zur (Selbst)Reflexion und zum Hinterfragen der eigenen Position, was eine Auseinandersetzung mit diskriminierenden Strukturen überhaupt erst möglich macht. Diese Herangehensweise spiegelt sich auch in zwei ihrer aktuellen Projekten wider:

Jetzt im Recht!

Vanessa Spanbauer ist Mit-Kuratorin der Ausstellung „Jetzt im Recht – Wege zur Gleichbehandlung“, die im Dezember im Wiener Volkskundemuseum eröffnet wird. Anlass dafür ist das 30-jährige Bestehen des österreichischen Gleichbehandlungsgesetzes und der dazugehörigen Gleichbehandlungsanwaltschaft. Auch wenn am Papier alle Menschen gleich sind, gibt es doch täglich Beispiele, wie Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Alters, ihrer religiösen oder kulturellen Zugehörigkeit diskriminiert werden. Nur ein Bruchteil dieser Fälle wird vor die Gleichbehandlungsanwaltschaft oder zu Meldestellen gebracht. In der Ausstellung erhält das Publikum mit einer Kombination aus Comicstrips, Interviews, Fotografien, Originaldokumenten und Rauminterventionen Einblicke, die es ihm ermöglicht, „unterschiedliche Blickwinkel nachzuvollziehen und dabei auch die eigenen Erfahrungswelten und Perspektiven zu hinterfragen.“

Museen als Hort kolonialer Vergangenheit

Ein weiteres Forschungsprojekt, in dem sich die Historikerin engagiert, ist die Aufarbeitung kolonialer Spuren in österreichischen Bundesmuseen. Sie ist Teil eines vierköpfigen Projektteams, das die Sammlungsbestände im Technischen Museum Wien auf ihre Provenienz evauliert und speziell Rohstoffe kolonialen Ursprungs, aus diesen hergestellte Produkte sowie Rezeptionsobjekte untersucht. Denn, so in einem Vortrag anlässlich der Konferenz „Das Postkoloniale Museum“ im Juni 2021, auch „anhand von Kautschuk, Kaffee, Kakao und Zucker werden kolonialrassistische Herrschaftsverhältnisse und bis heute andauernde Machtstrukturen offengelegt.“ Das Projekt zur Dekolonisierung der österreichischen Bundesmuseen ist vorerst auf ein Jahr vom Bund finanziert, der Forschungsprojekt dazu soll im November 2021 erscheinen.

Ich bin mir sicher, dass wir noch viel von Vanessa Spanbauer hören werden! Wer ein bisschen mehr Einblick haben will, findet den in der Juli-Ausgabe der Salzburger Straßenzeitung Apropos. Oder, indem man ihr auf Twitter folgt!

 

Foto: Helena Wimmer

 

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