Was für ein Jubiläum – die Zeichentrickserie „Wickie und die starken Männer“ ist im Jänner 50 Jahre alt geworden! Der kleine, schlaue Wikingerjunge hat wohl Generationen von Kindern begeistert. Noch heute tönt mir der Titelsong „Hey, hey Wickie“ im Ohr, genauso wie die Melodie und das „ich hab’s!“, wenn Wickie sich die Nase reibt und eine großartige Idee hat.
Welches Geschlecht hat Wickie?
Das Spannende an Wickie: Er verkörpert so gar kein typisches, althergebrachtes Männlichkeitsbild von groß und stark und kriegerisch. Im Gegenteil, er ist klein, hat Angst und geht Konfrontationen aus dem Weg. Dafür besticht er durch Schlauheit und geniale Einfälle, mit denen er die schwierigsten Situationen meistert und den anderen aus der Patsche hilft. Er findet dort Lösungen, wo die „starken Männer“ anstehen.
Auch Wickies Aussehen ist gar nicht so eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen: lange Haare, ein Kettenhemd, das wie ein Rockerl aussieht, ein Name, der von „Wikinger“ genauso wie von „Viktoria“ kommen könnte. So verwundert es nicht, dass in einer Studie 30 Prozent der befragten Kinder die Figur Wickie auf einem Bild für ein Mädchen hielten.
Betrachtet man die übrigen Figuren der Serie, so strotzen diese vor typischen Geschlechterrollen: Die Männer führen Krieg und konkurrieren miteinander, die Frauen hüten Haus und Hof und sind für den Nachwuchs zuständig. Umso erstaunlicher und erfreulicher, dass das Kindheitsidol Wickie aus dem Klischee ausbricht – und das schon vor fünfzig Jahren!
Wann ist ein Mann ein Mann?
Doch hat sich inzwischen herumgesprochen, dass man als Mann nicht immer stark sein muss? Dass es in Ordnung ist, Gefühle zu zeigen und darüber zu sprechen? Dass man Konflikte anders als mit Aggression lösen kann? Und dass man andere um Hilfe bitten darf?
Glaubt man einer aktuellen repräsentativen Befragung 18- bis 25-Jähriger in Deutschland, so leben viele junge Männer ein traditionelles Rollenverständnis – auch mit negativen Folgen für sich selbst. Denn immer noch sind Suchtkrankheiten und Suizidgefährdung bei Männern erheblich höher als bei Frauen. Männer suchen weniger ärztliche und therapeutische Hilfe auf und neigen zu erheblich mehr Gewalt als Frauen. Kampagnen wie „Mann spricht’s an“ wollen hier Bewusstsein schaffen und Anlaufstellen publik machen.
Auf den Punkt gebracht: Mehr Wickie, weniger Macho!
Dieser Text erschien als „Vielfaltskolumne“ in der Salzburger Straßenzeitung Apropos im März 2024.