Urlaubsreif bin im Sommer nicht nur ich, auch meine dichte Haarpracht ist es. Und wenn einmal der kritische Punkt erreicht ist, muss es schnell gehen: Rein zum Friseur, ratz-fatz geschnitten und ich komme als neuer Mensch heraus. Denn nichts ist angenehmer als sich nach dem Schwimmen kurz die Haare trockenzurubbeln und fertig. Mein Friseur weiß das schon und wir sind seit über 15 Jahren ein super eingespieltes Express- Team. Doch jetzt geht er in Pension! Und ich muss frisurentechnisch einen Neubeginn wagen…
Kann doch nicht so schwierig sein, könnte man meinen. Doch ich habe mir in den Kopf gesetzt, in Zukunft nur jemanden an meine Haare zu lassen, der das Gleichbehandlungsgesetz einhält. Sie fragen sich, was Haareschneiden mit Gleichbehandlung zu tun hat? Nun, seit 2008 ist es verboten, für dieselbe Dienstleistung unterschiedliche Preise für Frauen und Männer zu verlangen. Das nennt man „Gender Pricing“, und es stellt eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts dar. Ein entsprechendes Rechts-Gutachten gibt es seit 2010 und genauso lange die Empfehlungen zur geschlechtsneutralen Auspreisung von Frisierdienstleistungen der Gleichbehandlungskommission. Auch die Wirtschaftskammer stellt rechtlich wasserdichte Muster-Preislisten zur Verfügung, in denen die Dienstleistung und nicht das Geschlecht das entscheidende Kriterium ist.
Doch wer hält sich daran? Nicht einmal jeder fünfte Anbieter! Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 behandeln 87% der Frisiersalons in Österreich Frauen und Männer ungleich. Die Argumentation beruht oft auf geschlechtsspezifischen Stereotypen (Frauen wären anspruchsvoller, in der Betreuung aufwändiger, hätten längere Haare), natürlich spielt auch die Angst vor Umsatzverlust mit. Trotzdem habe ich jetzt keine Lust mehr, fürs Haareschneiden tiefer in die Tasche zu greifen als Männer, die den gleichen Kurzhaar-Service bekommen wie ich.
Meine erste Recherche in Salzburg war ernüchternd… insofern freue ich mich über zweckdienliche Hinweise und wünsche einen schönen Badesommer!
Dieser Text erschien als „Vielfaltskolumne“ in der Salzburger Straßenzeitung Apropos im August 2024.