Ali Can ist Deutscher und hat 2018 den Hashtag #MeTwo ins Leben gerufen, unter dem Menschen ihre Rassismus- und Diskriminierungs-Erfahrungen teilen. In seinem Buch bricht er eine Lanze für Dialog, Sozialaktivismus und die Neudefinition von Heimat.
#MeTwo gabs auch bei uns!
Ich muss ja gestehen, dass die #MeTwo Kampagne vor zwei Jahren leider an mir vorübergegangen ist – obwohl auch hierzulande Posts dazu getwittert wurden, wie derStandard damals in einigen Beiträgen berichtete. Umso spannender fand ich es, ihre Entstehungsgeschichte im Buch des Initiators Ali Can zu erfahren – und jede Menge seiner inspirierenden Gedanken zu Integration und Zusammenleben noch dazu. In sehr persönlichem Stil gehalten erzählt Can die Migrationsgeschichte seiner Familie und berichtet über die Stationen und Erfahrungen in seinem Leben, die ihn zu dem gemacht haben, der er ist: Ein Sozialaktivist, Buchautor, Projektinitiator und Late-Night-Show Moderator im Dienste der Vielfalt und des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Integration, Herkunft, Heimat
Can thematisiert aus der Sicht der „anderen“, die nicht mehr als solche gesehen werden wollen, Begriffe und Denkmuster, die es zugewanderten Menschen und ihren Nachkommen schwer machen, sich als Deutsche (und analog dazu sicher auch als Österreicher:innen) fühlen zu können. Er schildert, wie er mit unterschiedlichsten Menschen in Dialog tritt und Gemeinsamkeiten sucht. Er beschreibt, wie viele kleine Situationen im Alltag permanent Identitätsdebatten hervorrufen (Stichwort: „Woher kommst du wirklich?“) und Menschen dazu genötigt werden, sich für die Zugehörigkeit zu einer Kultur zu entscheiden. Und er definiert „Heimat“ neu, indem er von „Heimaten“ im Plural spricht und davon, dass ein Mensch mehrere Heimaten haben kann. Für ihn ist Heimat ein Konzept, das sich aus Bausteinen wie Menschen, Haltungen, Grundsätzen und Erlebnissen zusammensetzt und sich als Heimat der Werte darstellt, nicht als ein Ort, an dem man geboren ist.
Ein sehr authentisches, sympathisches und mutmachendes Buch, das auch dazu anhält, selbst aktiv zu werden und das zeigt, dass die Akteur:innen selbst immer mehr Mitgestaltung in der Gesellschaft einfordern und wertvolle Beiträge dazu leisten.