In einem historischen Schulterschluss fordern alle österreichischen Sozialpartner-Institutionen einen massiven Ausbau der Kinderbetreuung und Investitionen in frühkindliche Bildung. Das war eines der zentralen Ergebnisse des Kinderbetreuungsgipfels am 10. Januar 2023 in der Hofburg. Längst überfällig und eines der zentralen Themen, wenn es um Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht.
Wie im richtigen Leben…!
Doch auch in der Politik zieht sich das altgewohnte Muster durch: Männer (und vor allem die Präsidenten) sind für die „wichtigen“ Themen zuständig. Also wenn es um Finanzen, Arbeitsmarkt, Konjunktur, Forschung oder Industrie geht. Und so durften zum Thema Kinderbetreuung ausnahmslos die weiblichen Vize-Präsidentinnen (Ausnahme: AK) vor den Vorhang und die Forderungen präsentieren. Ist ja auch ein Frauenthema, oder?
Möglichkeit verpasst, ein Zeichen zu setzen
Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin froh, dass Industriellenvereinigung, Wirtschaftskammer, Österr. Gewerkschaftsbund, und Landwirtschaftskammer zumindest weibliche Vizepräsidentinnen haben! Und ich finde auch, dass man ihre Stimmen viel zu selten hört und sie viel öfter in den Medien sehen sollte. Doch gerade wenn es um Kinderbetreuung und Vereinbarkeit von Job und Familie geht, muss klargestellt werden, dass das eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die genauso im Interesse und zum Nutzen der Männer ist. Genau das geht aber verloren, wenn sie – wie die Care-Arbeit an sich – den Frauen zugeschoben wird.
Wieviel Signalwirkung hätte eine Pressekonferenz von vier Männern und einer Frau (ja, die Arbeiterkammer hat eine weibliche Präsidentin!) gehabt, die volle Kraft voraus für die Kinderbetreuung fordern? Eine große! Aber wahrscheinlich hatten die Herren der Schöpfung etwas Wichtigeres in ihrem Terminkalender stehen…