Was bei der österreichischen Filmförderung seit heuer fix ist, fordern Journalistinnen auch für die Medienförderung: Eine verbindliche Verankerung der Gleichstellung von Frauen bei der Vergabe der Fördergelder. Die rechtliche Grundlage dafür gibt es längst – denn wie heißt es so schön auf der Website des Bundeskanzleramts zum Thema Gender Budgeting: „Das Ziel der tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern im Rahmen der Haushaltsführung ist für Bund, Länder und Gemeinden seit 1. Jänner 2009 in der Österreichischen Bundesverfassung verankert (Artikel 13 Absatz 3 B-VG). Seit 2013 wird dem Ziel der tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern im Rahmen der wirkungsorientierten Haushaltsführung des Bundes (Artikel 51 Absatz 8 B-VG) ein besonderer Stellenwert eingeräumt.“
Weisung ohne Konsequenzen
Leider sind diese gesetzliche Verpflichtung und das tatsächliche Budget nicht aneinander gebunden – das heißt, es gibt keine Konsequenzen, wenn man es bei der Vergabe der Gelder dann doch nicht so genau nimmt mit der Gleichstellung… Sprich: Es braucht politischen Willen – und Menschen, die sich für die Umsetzung einsetzen, zum Beispiel mit der Forderung nach Frauenquoten für die Erlangung von öffentlichen Fördergeldern.
„No change without change“
Unter diesem Motto haben zahlreiche Filmschaffende 2020 eine Initiative gestartet, um eine verbindliche Geschlechterquote in der österreichischen Bundesfilmförderung zu verankern. In einem umfangreichen Positionspapier werden die Gründe und detaillierten Vorschläge erörtert, nicht zuletzt stagnierte der Anteil Förderungen, der an Frauen ging, in den letzten Jahren – laut dem aktuellen „Film Gender Report“ waren es zwischen 2017 und 2019 nur 25 Prozent, und wir reden immerhin von ingesamt 150 Millionen Euro! Nun wurden ab 1. Juli 2021 neue Richtlinien beschlossen, die ein mehrstufiges Modell vorsehen, um bis 2024 eine ausgeglichene Mittelvergabe zwischen den Geschlechtern zu erreichen. Ausschlaggebend sei der Frauenanteil in den Bereichen Produktion, Regie und Buch.
Was bringen Frauenquoten in der Filmindustrie?
Ein Ergebnis des Film Gender Reports zeigt ganz deutlich: Die Besetzung des Kernteams hat Auswirkungen auf die Inhalte und die Art, wie erzählt wird. Ein eigens entwickelter Inklusions-Check ermittelte, dass weibliche Teams differenziertere Frauenbilder, pluralere Gesellschaftsbilder, mehr Diversität und weniger Diskriminierung zeigten und deutlich häufiger Ungleichverhältnisse reflektierten. Spannendes Detail: Knapp 85% der weiblich verantworteten Filme stellten Frauenfiguren unabhängig von Männern dar, während dies nur 50% der männlich verantworteten Filme gelang. Auf den Punkt gebracht bringt uns eine Frauenquote also vielfältigere Sichtweisen und Themen – wer kann da dagegen sein? Ergänzen möchte ich hier auch eine Erkenntnis der Autorin Caroline Criado-Perez anbringen, die für ihr Buch „Unsichtbare Frauen“ mehrere hundert Studien analysiert hat. So würden nämlich Frauenquoten nicht unterqualifizierte Frauen bevorzugen, sondern verhindern, dass unterqualifizierte Männer bevorzugt werden.
Journalistinnen fordern Gleichstellung in der Medienförderung
Das Thema des heurigen Journalistinnenkongress am 10. November 2021 war „Ohne Göd ka Musi“ – und man sah sich da ganz genau an, wo das öffentliche Geld für die Medien hinfließt – und wo nicht. Nicht zu den Frauen nämlich, denn die meisten Medienhäuser werden von Männern geleitet, zentrale Führungspositionen und Chefredaktionen an Männer vergeben – denen auch die Sichtbarkeit von Frauen in den Medien oft kein Anliegen ist. Daher fordern die Journalistinnen, dass die Medienförderung an „Kriterien geknüpft wird, die die Repräsentanz der Geschlechter in der Medienlandschaft gemäß ihrem Anteil an der Bevölkerung sicherstellt“, mit folgenden Verpflichtungen der Förderwerber:innen:
- Konkrete Zielwerte für die Besetzung redaktioneller und kaufmännischer Führungspositionen bzw. Projektleitungen
- Umfassende Gleichstellungsplänen für die Organisation
- Recruiting- bzw. Aus- und Weiterbildungs-Strukturen, die die Chancengleichheit gewährleisten
- Redaktionelle Richtlinien für gender-kompetente Arbeit
#Reframing Quotenfrau
Die Forderung ist nicht die erste Initiative weiblicher Journalistinnen – im Dezember 2020 hat das Frauennetzwerk Medien die Kampagne „#Reframing Quotenfrau“ nach Österreich geholt und den oft als Schmähwort verwendeten Begriff von über 100 Journalist:innen neu besetzen lassen. Zum Frauentag sprachen sie sich in einem Brief an die Bundesregierung dafür aus, eine verbindliche Frauenquote von 50 Prozent in Österreichs Medienlandschaft umzusetzen.
Dranbleiben, Medienfrauen!
Das Schlusswort dieses Artikels möchte ich gern ZIB-Anchorman Armin Wolf überlassen, über den ich ja schon an anderer Stelle zum Thema gendergerechte Sprache geschrieben habe. Und ich möchte die Medienfrauen zum Durchhalten animieren – den genauso wie wir uns im Film eine vielfältige, differenzierte Welt wünschen, brauchen wir das in der Medienwelt! Und schließlich geht es ja um unser aller Steuergeld…!