Man kennt Cate Blanchett als zigfach preisgekrönte Schauspielerin. Doch seit 2016 ist sie auch Sonderbotschafterin des UNHCR, wo sie sich speziell für Flüchtlinge und die #IBelong Kampagne einsetzt. Eine Kampagne, die 2014 ins Leben gerufen wurde, um innerhalb von 10 Jahren die Staatenlosigkeit von Millionen Menschen zu beenden. Das Besondere daran ist, dass sie in Partnerschaft mit United Colors of Benetton entwickelt wurde, die für die kreative Umsetzung verantwortlich zeichnen.
Doppelstaatsbürgerin gegen Staatenlosigkeit
Cate Blanchett hat selber die amerikanische und die australische Staatsbürgerschaft, aktuell lebt sie in Australien. Dort spielt auch die von ihr im Frühjahr 2020 produzierte netflix Miniserie „Stateless“, die auf einer wahren Begebenheit beruht und in beeindruckender Weise schildert, was das Leben im Flüchtlingslager mit den Menschen macht. Aber nicht nur mit den Flüchtlingen selbst, sondern auch mit allen, die rundherum leben und mit denen, die dort arbeiten. Wir lernen mehrere Personen und ihre Schicksale kennen: Sofie, die australische Flugbegleiterin, die psychisch krank ist und eine neue Identität annehmen möchte. Der afghanische Lehrer, der mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern übers Meer nach Australien flieht, um seinen Kindern eine friedliche Zukunft und Schulbildung zu ermöglichen. Der liebevolle Familienvater, der einen Job als Lagerwache annimmt, um besser zu verdienen und seiner Familie einen höheren Lebensstandard zu bieten. Seine Schwester, die Aktivistin ist, Demonstrationen gegen das Lager organisiert und Flüchtlinge unterstützt. Die vom Ministerium neu entsandte Lagerleiterin, die schnell an ihre Grenzen gerät. Und der Journalist, der auf der Suche nach einer Story den kleinsten Fehler des Lagerpersonals publik macht. Eine Schicksalsgemeinschaft, wo zwar alle an unterschiedlichen Fronten kämpfen, aber de facto alle Verlierer sind. In sechs Folgen taucht man immer weiter in die Geschichte ein – bis zu dem Moment, wo der Journalist dann wirklich an seine „Story“ kommt – allerdings an eine, die niemand je vermutet hätte. Und die noch dazu wahr ist. Eine wirklich sehenswerte Serie!
Was bedeutet staatenlos sein?
Mit dem Thema Staatenlosigkeit bin ich erstmals für meine Masterarbeit in Migrationsmanagement richtig in Berührung gekommen. Ich habe die politische Partizipation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund untersucht und dabei Interviews mit jungen Menschen geführt, die zwar in Österreich leben, aber nicht die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen und demnach auch nicht wählen dürfen. Darunter war eine in Österreich geborene junge Frau, deren Eltern als Folge ihrer Flucht ihre Staatsbürgerschaft verloren hatten – und somit ihrer Tochter auch keine vererben konnten. Sie war also ihr ganzes Leben in Österreich, hat hier maturiert und zu studieren begonnen, war aber nie eingebürgert worden. (Dazu muss man sagen, dass die Einbürgerungs-Voraussetzungen in Österreich sehr streng sind und es eine komplizierte und kostspielige Angelegenheit ist – kein Wunder, dass sich das eine Familie mit mehreren Kindern nicht leisten konnte…). Sie war politisch engagiert und wollte sehr gerne wählen, „weil ich da geboren bin und eigentlich genau das gleiche Recht hab wie alle anderen und nur weil ich jetzt das Stück Papier nicht hab ist es nicht fair.“ Jedes Formular, das sie ausfüllen musste, jeder Job, um den sie sich bewarb, jedes Visum, das sie zum Reisen beantragen wollte, verursachte Irrtitation beim Gegenüber, ungläubige Fragen und lange Diskussionen. Für mich unverständlich, wie man so etwas Kindern und Jugendlichen zumuten kann, die keine andere Heimat als Österreich haben und trotzdem erfahren müssen, dass sie nicht dazugehören. In vielen Ländern bedeutet Staatenlosigkeit auch: kein Zugang zu Jobs, zu Gesundheitsversorgung, zu Ausbildung, zu Reisefreiheit oder vielen anderen Versorgungsleistungen.
I belong – endlich wohin gehören
Einen anderen staatenlosen jungen Mann habe ich vor einigen Jahren hier in Salzburg kennengelernt. Er war in Syrien als palästinensischer Flüchtling aufgewachsen und 2015 nach Österreich gekommen – staatenlos. In Windeseile hat er Deutsch gelernt, einen Job gefunden, inzwischen zu studieren begonnen, hat geheiratet und ist stolzer Vater eines kleinen Buben. Jetzt, kurz vor seinem 30. Geburtstag, kann er zum ersten Mal von sich sagen, dass er eine Nationalität hat und nicht mehr staatenlos ist, sondern – mit allen Rechten und Pflichten – wo dazugehört. Themen, die man sich als „eingeborene“ Österreicherin gar nicht vorstellen kann…